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Trennungsmanagement

Trennungsmanagement
Trennungsmanagement

„Ich denke, dass das auch in Ihrem Interesse ist, wenn wir die Situation ganz schnell lösen.“ Eine Suggestivfrage wie diese bedeutet selten etwas Gutes. So auch in diesem Fall. Der HR Manager lud zum Gespräch. „Ich möchte mir erstmal einen Überblick verschaffen und mit ein paar Mitarbeitern reden“ lautete die unverfängliche Einleitung. Später wurde er konkreter „Wir haben da Ihren Fall. Den habe ich auf den Tisch gelegt bekommen, den soll ich jetzt lösen.“

So erging es Lena nach vielen Jahren in einem Unternehmen, in dem sie bis dahin erfolgreich im Marketing tätig war, bis der Umsatz einbrach, die Zahlen schlechter und Sparmaßnahmen nötig wurden. Hinter diesem Einzelschicksal steckt eine nüchterne Logik: Arbeit ist keine Liebesbeziehung. Es ist ein Tauschgeschäft: Leistung gegen Geld.

Doch wie kann aus einer für beide Seiten unangenehmen Situation eine Trennung im Guten werden? Dieser Artikel erklärt, wie Du als Mitarbeiter oder Führungskraft souverän mit einer Trennung im beruflichen Kontext umgehst.

Der richtige Umgang mit einer Kündigung als Mitarbeiter

Besonnen bleiben
Auch wenn im ersten Moment unzählige Gefühle und Gedanken über Dich hereinbrechen, solltest Du besonnen bleiben und Dich erst einmal in Ruhe sammeln. In solchen Momenten in Aktionismus zu verfallen, führt eher zu keinem guten Ergebnis. Wird Dir eine Kündigung vorgelegt, die Du unterschreiben sollst, warte damit. Lass Dir das Dokument aushändigen, damit Du es es in Ruhe durchlesen und bei Unklarheiten ggf. einen Vertrauten um Rat bitten kannst.

Die Fakten sortieren
Schreibe Dir alle Informationen auf, damit Dir keine wichtigen Details entgehen und es später nicht zu Missverständnissen kommen kann.
Was sind die Gründe für die Kündigung?
Wie sind Zeitplan und Konditionen?
Wer hat was wann gesagt?


Fragen klären
Gibt es offene Fragen, ist Dir etwas unklar oder bist Du unsicher über den weiteren Fortgang? Nutze die Gelegenheit und sprich alle offenen Punkte zeitnah an. Kontaktiere ggf. einen Rechtsanwalt für eine Rechtsberatung. Er wird Dir Tipps geben, welche Fragen Du unbedingt noch klären und auf welche Abmachungen Du Dich eher nicht einlassen solltest.

Arbeitszeugnis erstellen lassen
Bitte um ein aktuelles Zwischenzeugnis. Sollte Dir die Kündigung bereits ausgesprochen worden sein, bitte zeitnah um ein Abschlusszeugnis. Dein Arbeitgeber ist dazu verpflichtet. Achte darauf, dass die Formulierungen wohlwollend und Deine Arbeitsaufgaben ausreichend beschrieben sind.

Bewerbungsunterlagen aktualisieren
Aktualisiere möglichst zeitnah Deine Bewerbungsunterlagen. Ist Dein Lebenslauf noch aktuell, fehlen Angaben, sollten ein paar Beschreibungen angepasst oder neu formuliert werden? Je schneller Du Deine Bewerbungsunterlagen auf den aktuellen Stand gebracht hast, umso früher kannst Du aktiv nach neuen Optionen suchen.

Passende Jobangebote suchen
Möchtest Du weiterhin genau das machen, was Du bisher getan hast oder wäre jetzt nicht Zeit für eine Veränderung? Finde heraus, welche Tätigkeiten Dir bei Deinem bisherigen Job besonders gut gefallen haben und leite daraus ab, ob nicht auch weitere Stellenprofile in Frage kommen.
Schaue Dich erst einmal in den großen Jobbörsen um und lass Dich von den Stellenanzeigen lokaler Unternehmen inspirieren. Damit bekommst Du eine Vorstellung von aktuellen Anforderungen und gewünschten Kompetenzen. Es kann auch sinnvoll sein, in Netzwerken wie Xing und Linkedin aktiv zu werden. Viele Jobs werden heute über Kontakte vergeben.

Bewerbungen verfassen
Für eine gute Bewerbung solltest Du etwas Zeit investieren. Nimm Bezug auf die konkrete Stellenausschreibung und das Unternehmen. Vermeide Formulierungen, die nach Standardfloskeln klingen. Die Kunst ist es, das Anschreiben so aussagekräftig und zugleich so kurz wie möglich zu formulieren. Bitte eine Vertrauensperson darum, Dein Anschreiben zu lesen und Dir spontan Feedback zu geben. Ein Personaler wird weniger als eine Minute für eine erste Sichtung Deiner Unterlagen investieren. Rechtschreibfehler, Formfehler, holprige oder unpräzise Formulierungen bringen Minuspunkte.

Weiterhin gute Arbeit leisten
Auch wenn es schwer fällt und Gefühle der Enttäuschung, Ungerechtigkeit oder Schlimmeres in Dir präsent sind, überzeuge weiter durch gute Arbeit! So lange Du keine Kündigung in der Hand hältst, ist noch alles möglich. Und selbst wenn Du bereits in der Trennungsphase bist, sende nicht das Signal aus, dass Du nicht jederzeit professionell und verantwortungsbewusst Deinen Job gemacht hast. Potentielle zukünftige Arbeitgeber werden später u.U. bei Deinem bisherigen Unternehmen anrufen und sich über Dich informieren. Der Weg mit Deinen bisherigen Kollegen und Vorgesetzten wird sich vielleicht in der einen oder anderen Konstellation wieder kreuzen.

Wie Du als Führungskraft die Kündigung eines Mitarbeiters meisterst

Offenheit & Ehrlichkeit
Eine Kündigung auszusprechen ist für beide Seiten unangenehm. Sehr häufig werden auch Dich dabei beklemmende Gefühle begleiten. Als Führungskraft bist Du jedoch in der Verantwortung, diesen Prozess so respektvoll und unangreifbar wie möglich zu gestalten. Dazu gehört, dass Du so offen und ehrlich wie möglich vorgehst. Dein Mitarbeiter hat keinen Nutzen von abschwächenden oder schwammigen Formulierungen. Ist die Entscheidung für eine Kündigung gefallen, schiebe das Gespräch nicht unnötig auf. Erkläre dem Mitarbeiter zudem genau, aus welchen Gründen die Kündigung erfolgt und nimm Dir Zeit für seine Fragen.

Gefühle respektieren
Auch wenn Kündigungsgespräche für Dich bereits Routine sein sollten, für Deinen Mitarbeiter gilt das nicht. Psychologen vergleichen den Stress, den Menschen bei einer Kündigung empfinden, mit einer Trennung in einer Partnerschaft. Deinem Mitarbeiter werden unzählige Gedanken durch den Kopf gehen und es kann passieren, dass es zu teils sehr emotionalen Reaktionen kommt. Bleibe souverän und professionell. Das heißt nicht, kühl und unnahbar zu wirken, gleichfalls aber auch nicht, dass Du einen Mitarbeiter sofort in den Arm nehmen sollst. Worte des menschlichen Verständnisses und Momente der Ruhe können bereits stabilisierend wirken.

Hilfe anbieten
Auch wenn das erst einmal grotesk klingt, biete Deinem Mitarbeiter Hilfe bei der Jobsuche an. Sicher hast Du jede Menge Erfahrung mit der Bearbeitung von Bewerbungen und kennst die wichtigsten Aspekte, auf die es bei einem guten Lebenslauf ankommt. Deinem Mitarbeiter signalisierst Du damit, dass Dir sein Schicksal nicht egal ist. Mit etwas Abstand kann das rückblickend für einen ehemaligen Mitarbeiter den Unterschied zwischen einem guten oder einem schlechten Unternehmen ausmachen.

Gerüchte & Flurfunk vermeiden
Das Worst-Case-Szenario, das Dir passieren kann, ist, dass ein Mitarbeiter vor Deinem offiziellen Gespräch bereits von seiner anstehenden Kündigung erfahren hat. Das ist extrem unprofessionell und kann Dir als Führungskraft einen nicht unerheblichen Vertrauensverlust einbringen.
Nach einer Kündigung entsteht meistens Flurfunk. Um das zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, zeitnah mit dem Team oder der Abteilung eine offene Aussprache über die allgemeinen Gründe der Kündigung zu führen. Es sollte ausreichend Raum für Fragen geboten werden, damit mögliche Sorgen und Ängste thematisiert werden können.

Arbeitszeugnis ausstellen
Erstelle Deinem Mitarbeiter zeitnah ein angemessenes Arbeitszeugnis. Am besten bietest Du es proaktiv an. Für Deinen Mitarbeiter ist das eine wichtige Wertschätzung seiner bisherigen Arbeit und zugleich eine aktuelle Referenz bei der Suche nach einer neuen Anstellung.

Fair bleiben
Egal welche Vorgeschichte es gibt, egal wie ein Mitarbeiter auf eine Kündigung reagiert - Du musst fair bleiben! Die anderen Mitarbeiter werden sehr genau beobachten, wie eine Kündigung vollzogen wird und wie Du mit einem gekündigten Mitarbeiter umgehst. Wenn Du bemerkst, dass unter Deinen Mitarbeitern plötzlich eine Gruppenbildung stattfindet und Dich bestimmte Informationen nicht mehr erreichen, ist das ein Anzeichen schwindenden Vertrauens. Suche proaktiv die Kommunikation mit Deinen Mitarbeitern und biete Raum für einen offenen Dialog. Bitte um Rückmeldungen, sollte es Missverständnisse oder Unklarheiten geben. Rede auf keinen Fall schlecht über den gekündigten Mitarbeiter.

Klar und berechenbar bleiben
Eine Kündigung ist keine schöne Aufgabe und kann Dich für eine gewisse Zeit auch zur Projektionsfläche von Enttäuschungen und Diskussionen machen. In solchen Momenten souverän zu bleiben, sich nicht anzubiedern oder durch arrogantes Auftreten Unnahbarkeit zu vermitteln, wird Dir helfen, keinen Reputationsverlust zu erleiden. Kündigungen sind Teil Deines Jobs und manchmal unvermeidbar. Wenn Deine Mitarbeiter wissen, woran Sie auch in schwierigen Momenten bei Dir sind, wird das Dein Profil als Führungskraft letztlich stärken.

Juristische Aspekte spielen in diesem Artikel eine bewusst untergeordnete Rolle. Mehr zum Thema vermittelt eine empfehlenswerte Podcastserie von Bern Geropp, in der er auch auf die juristischen Belange einer Kündigung eingeht: Teil 1, Teil 2, Teil 3

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