Heute erreichte mich ein verspätetes Geburtstagsgeschenk; ein Gedichtband von Hermann Hesse. Wohl habe ich das Gefühl, je älter man wird und um so vertrauter die Freunde, um so trefflicher die Geschenke. Bereits das erste Gedicht ist eine kleine Offenbarung (beachtet man den zeitlichen Kontext) und stimmt andächtig auf die folgenden Seiten ein.
Zitat: Hermann Hesse
Einem Freunde mit dem Gedichtbuch
Was mich je bewegte und erfreute
Seit den sagenhaften Jugendtagen,
All dies Flüchtige und bunt Zerstreute
An Besinnungen und Träumereien,
An Gebeten, Werbungen und Klagen
Findest du auf diesen Seiten wieder.
Ob erwünscht sie oder unnütz seien,
Wollen wir nicht allzu ernstlich fragen ?
Nimm sie freundlich auf, die alten Lieder!
Uns, den Altgewordnen, ist das Weilen
Im Vergangenen erlaubt und tröstlich,
Hinter diesen vielen tausent Zeilen
Blüht ein leben, und es war einst köstlich.
Werden wir zur Rechenschaft gezogen,
Daß wir uns mit solchem Tand befaßten,
Tragen wir wohl leichter unsre Lasten
Als die Flieger, die heut nacht geflogen,
Als der Heere arme, blutige Herde,
Als die Herren und Großen dieser Erde.
Hermann Hesse; 1942
© beim Suhrkamp Verlag
Einem Freunde - Hermann Hesse
Daß wir uns mit solchem Tand befaßten, Tragen wir wohl leichter unsre Lasten als die Flieger, die heut nacht geflogen..
Kleines Solo - Erich Kästner Einsam bist du sehr alleine. Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Hermann Hesse: Stufen Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!