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Mittlere Horizontale in Jena per Mountainbike

Mittlere Horizontale in Jena per Mountainbike
Mittlere Horizontale in Jena per Mountainbike

Die Mittlere Horizontale ist ein Rundwanderweg, der einmal komplett um Jena herum führt. Der Singletrailanteil liegt bei ca. 70%. Einmal im Jahr findet auf diesem Parcour die Langstreckenwanderung Horizotale - rund um Jena statt. Über 700 Teilnehmer versuchen in weniger als 26 Stunden 100 Km zu laufen. Der gesamte Wanderweg ist mit einer weiß-rot-weißen Markierung versehen, die bis auf wenige Ausnahmen eine problemlose Orientierung garantiert.

Panoramaansicht auf die Mittlere Horizontale in Jena
Panoramaansicht auf die Mittlere Horizontale in Jena


Das Bikerevier Jena

Jena gehört zu den schönsten Mountainbikerevieren Thüringens. Die Stadt ist umgeben von bis zu 400 Meter hohen Bergen, die von jedem Punkt der Stadt aus schnell zu erreichen sind. Das gesamte Umland ist durchzogen von einem engmaschigen Netz feinster Singletrails aller Schwierigkeitsgrade. Das gesamte per Mountainbikes befahrbare Streckennetz dürfte mehrere hundert Kilometer umfassen.

Die Motivation

Die Idee, mein Heimatrevier Jena mit dem Mountainbike zu umrunden, schwebte mir schon lange im Kopf herum. Ein erster Versuch im Vorjahr scheiterte auf halber Strecke an einem schlechten Zeitplan und früh einsetzender Dunkelheit. Als Trainingseinheit für einen bevorstehenden Alpencross geriet die Tour erneut in den Fokus.

Etappe 1: Papiermühle - Rabenschüssel

Etappe 1: Papiermühle - Rabenschüssel
Etappe 1: Papiermühle - Rabenschüssel


Wir starteten zu zweit um 9:30 Uhr an der Papiermühle am Ortsausgang von Jena. Das Wetter war wolkig bis heiter und sehr windig. Gleich zu Beginn sorgte ein steiler Anstieg für warme Oberschenkel. Bald zeigte der Radcomputer die ersten 150 Höhenmeter auf der Haben-Seite.

Vorbei am Schullandheim „Stern“ kurbelten wir auf einem Waldtrail über das Langetal zum Paulsberg bis auf 350 hm. Von dort ging es auf einem gut ausgebauten Weg vorbei am Forstturm und dem ehemaligen Schottplatz bis zur Ammerbacher Platte, wo uns ein herrlicher Blick auf die Kernberge für die ersten Anstrengungen belohnte.

Auf einem teils verblockten Feldweg fuhren wir ins Tal bis nach Ammerbach. Kurz hinter dem Ortsausgang zweigte der Wanderweg zwischen Holz- und Kirchberg in ein ruhig gelegenes Seitental ab und schrumpfte zum Pfad. Da die Steigung zunahm und die Tour als Vorbereitung auf einen anstehenden Alpencross diente, schulterte ich kurzerhand mein Rad, um es die letzten 300 Meter bis zum Gipfel zu tragen.

Auf dem Vogelberg lichtete sich der Wald und der JeFu (Jenaer Funkturm) auf dem Cospoth [400 hm] lag vor uns. Ein letzter kleiner Anstieg und wir konnten einen fantastischen Rundblick weit über Jena hinaus genießen. Einzig der böige Wind spornte zur baldigen Weiterfahrt an.
Über Feldwege und Wiesen erreichten wir wenig später das kleine Örtchen Pösen im Leutratal, das zugleich den südwestlichsten Punkt der Tour markierte.

In Sichtweite zur ehemaligen Bundesautobahn 4, die sich einst lärmend durch das malerische Leutratal schlängelte, folgten wir einem breiten Waldweg bis zum Ortseingang von Leutra.

Nach einer scharfen Rechtskurve bewegten wir uns Oberhalb des Leutratals am Waldrand entlang bis kurz vor Maua. Wenige Minuten später überquerten wir am Ortsausgang die Saalebrücke. Direkt hinter der Brücke befindet sich auf der rechten Seite ein kleiner Parkplatz, von dem aus ein Weg parallel zur Saale in einen Wald führt. Kurz vor Ende des Parkplatzes befindet sich auf der linken Seite der unscheinbare Wiedereinstieg in den Wanderweg. Da der schmale Anstieg aufgrund einiger stufiger Spitzkehren nicht befahrbar ist, schulterten wir erneut unsere Räder, um auf den folgenden 50 Höhenmetern nochmal Tragetechniken zu üben.

In einem malerischen Eichenwald gelegen, erreichten wir wenig später die Rabenschüssel, eine bizarre Sandsteinformation, die Erinnerungen an die Sächsische Schweiz weckt. Zeit für eine erste Pause.

28 Km - 02:15 h - 480 hm

Etappe 2: Rabenschüssel - Fürstenbrunnen

Etappe 2 Mittlere Horizontale: Rabenschüssel - Fürstenbrunnen
Etappe 2 Mittlere Horizontale: Rabenschüssel - Fürstenbrunnen


Weiter ging es am Rande des Eichbergs auf einem angenehm flowigen und zugleich technischen Singletrail durch den Wald. Auf einem Feldweg ging es weiter bis nach Schiebelau, einem ehemaligen Rittergut am Rande von Sulza. In Schiebelau zweigt der Weg unscheinbar zwischen zwei Zäunen nach links ab. Vorbei an einer Kleingartenanlage, kamen wir nach einem feinen Downhill unweit von Zöllnitz im Tal an.

Nach einem kurzen Stück auf dem asphaltierten Radweg der Thüringer Städtekette, begann der steile Aufstieg zum Culmberg. Zwischenzeitlich führte der schmale Pfad direkt über eine Kuhweide, die wir zwangsläufig überqueren mußten. Kurzzeitig verursachten die unmittelbar in der Nähe grasenden gehörnten Rinder ein mulmiges Gefühl. Nachdem wir unversehrt die Kuhweide hinter uns ließen und die Verbindungsstraße zwischen Ilmnitz und Schlöben erreichten, begann der Ritt auf jenem Abschnitt, für den die Mittlere Horizontale weit über die Grenzen Jenas bekannt ist: 20 Km Singletrail!

Wir folgten dem Pfad in Richtung Lobdeburg. Einzelne, sehr schmale Passagen wechselten sich mit flowigen Abschnitten ab. Bisweilen war volle Konzentration gefordert, da sich der meist nur handtuchbreite Weg um Bäume und Wurzeln schlängelte und oft knappes Balancieren am Hang erforderte. Immer wieder tauchte die Leuchtenburg am Horizont auf, die wie eine Krone über dem Saaletal thront.

Nach einer kurzen Schiebepassage oberhalb der Lobdeburg, setzten wir unseren Weg in Richtung Fürstenbrunnen auf diesem nicht enden wollenden Traumtrail fort.
Die meiste Zeit fuhren wir auf halber Höhe des Berges am Hang entlang, wo an vielen Stellen kein Raum für Fahrfehler blieb. Trotz der unmittelbaren Nähe zur Stadt oberhalb Lobedas, kam mitunter inmitten der karg bewachsenen Muschelkalkhänge Hochgebirgsfeeling auf.

Am äußersten Zipfel des Johannisberges änderte sich die Fahrtrichtung schlagartig gen Osten und wir bogen in das langgezogene Pennickental ein. Auf der anderen Seite in ca. 500 Metern Entfernung, erspähten wir die berüchtigten engen und gefährlichen Passagen des Ziegenbergs.

Nach einer steilen Abfahrt erreichten wir bei Km 47 den Fürstenbrunnen.

47 Km - 04:06 h - 950 hm

Etappe 3: Fürstenbrunnen - Kunitzburg

Etappe 3 Mittlere Horizontale: Fürstenbrunnen - Kunitzburg
Etappe 3 Mittlere Horizontale: Fürstenbrunnen - Kunitzburg


Nach einer kurzen Riegelpause klickten unsere Cleats erneut in die Pedale. Ein kurzer Anstieg mit mehreren Spitzkehren brachte uns zurück auf den Trail und der nicht enden wollende Ritt ging weiter.

Am Ziegenberg verlangte der Weg immer wieder volle Konzentration von uns. Einzelne Passagen waren derart schmal, daß jeder Fahrfehler unkalkulierbare Folgen gehabt hätte. Rechts überhängende Felsen, der Pfad kaum 20 cm breit, links 100 Meter Abgrund.

Auch der schönste Singletrail hat ein Ende und bei Km 57 erreichten wir das Steinkreuz, wo wir nochmal eine kurze Pause einlegten. Langsam machten sich auch erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar und die Wasservorräte neigten sich dem Ende.

Nach einer kurzen Strecke auf Asphalt, mußten wir am Fuchsturm angekommen, unsere Räder durch eine große Hochzeitsgesellschaft manövrieren, die sich gerade auf dem engen Zufahrtsweg zum Berghof sammelte.

Um dem Trubel rund um den Fuchsturm schnellstmöglich zu entfliehen, fuhren wir sofort weiter und freuten uns über eine rasante Abfahrt. Zahlreiche Serpentinen und Treppenstufen später, erreichten wir den Ortsrand von Jena-Ost, wo der Weg in einen Wirtschaftsweg überging und uns am Waldrand entlang über Wiesen und Felder nach Wogau führte.

Bereits auf der Abfahrt vom Fuchsturm lag die südliche Bergflanke des Jenzig wie eine große Wand vor uns. Im Gasthaus Deutsche Eiche füllten wir noch schnell unsere Wasservorräte auf, bevor wir uns an den steilen und mühsamen Aufstig zum Kamm wagten. Eine kerzengerade Schotterrampe mit 16%iger Steigung schleifte ordentlich an den Kräften. So wirkte auch das freundlich gemeinte „Ihr habt noch ein ganzes Stück vor Euch“ eines entgegenkommenden Läufers nicht gerade motivierend. Als der Weg sich nach einer Kehre in einen einzigen Wurzelteppich verwandelte, ging es auch für uns nur noch fußläufig weiter.

Schneller als erwartet, erreichten wir den Kamm des „Hufeisen“, eines U-förmiges Bergmassivs, das eine Verbindung aus Jenzig und Alten Gleißberg darstellt. Die wenigen Kilometer bis zur Kunitzburg kurbelten wir komfortabel auf einem breiten Waldweg dahin.

68 Km - 1550 hm - 06:38 h

Etappe 4: Kunitzburg - Papiermühle

Etappe 4 Mittlere Horizontale: Kunitzburg - Papiermühle
Etappe 4 Mittlere Horizontale: Kunitzburg - Papiermühle


Von der Burgruine aus genossen wir einen herrlichen Panoramablick von Jena bis zu den Dornburger Schlössern. Da auf der gegenüberliegenden Talseite bereits die nächsten Anstiege zu sehen waren, wollten wir wenig Zeit verlieren und setzten nach einer kurzen Riegelpause unsere Tour unvermittelt fort.

Auf einem feinen Singletrail mit mehreren Serpentinen ging es talwärts nach Kunitz. Über eine Asphaltstraße erreichten wir wenig später Zwätzen, den nördlichsten Stadtteil Jenas. Unmittelbar hinter der Ortsgrenze begann der Anstieg zum Jägerberg. Die 70 Km in den Beinen machten sich auf dieser Passage deutlich bemerkbar und die Kraft am Berg ließ zunehmend nach. Die Gipfelfreude währte nicht lange, am Rande einer Wiese schlängelte sich der Weg wenig später wieder talwärts.

Im Rautal, in Sichtweite zu den ersten Wohnhäusern, begann der letzte knackige Anstieg des Tages. Eine bis zu 22 Prozent steile Rampe im Wald zog uns sprichwörtlich die letzten Körner aus den Beinen. Die letzten Meter schiebend, nahm uns am Rande des Windknollen ein flowiger Trail in Empfang, der sich herrliche drei Kilometer durch den Wald schlängelte.

Am Landgrafen erwartete uns nochmal ein letzter grandioser Blick über ganz Jena und entlohnte für die Strapazen des Tages. Zahlreiche Wegpunkte, wie Funkturm, Rabenschüssel, Lobdeburg, Kernberge, Fuchsturm, Jenzig und Kunitzburg waren zu sehen.

Nach einer steinigen und mit zahlreichen Treppen garnierten letzten Abfahrt ins Mühltal, erreichten wir die Papiermühle am Ortsausgang von Jena, wo unsere kleine Reise Stunden zuvor begann.

92 Km - 2100 hm - 08:24 h (lt. Radcomputer)

Höhenprofil der Mittleren Horizontalen
Höhenprofil der Mittleren Horizontalen


Fazit

Die Mittlere Horizontale gehört ganz klar zu den Top-Trails in Deutschland. Sei es der hohe Anteil an Singletrails (>70%), die grandiose Routenführung mit ständig wechselnden Landschaftsbildern oder das anspruchsvolle Höhenprofil. In puncto Höhenmetern und Wegbeschaffenheit ist die Tour durchaus mit der Tagesetappe eines mittelschweren Alpencross vergleichbar und aufgrund einiger gefährlicher und technisch anspruchsvoller Passagen eher für fortgeschrittene und fahrtechnisch versierte Mountainbiker geeignet.

Am Wochenende oder in den Abendstunden bewegen sich viele Wanderer und Sportler auf der Strecke. Eine stets angepasste und vorausschauende Fahrweise ist zwingend notwendig! (siehe DIMB Trail Rules).

Galerie

Tragepassage am Vogelberg JenaFunkturm bei Cospoth Fernblick unterhalb des Funkturms in Richtung Leuchtenburg Rabenschüssel mit Blick auf die Leuchtenburg Trail vs. Kuhweide bei Ilmnitz Singletrail zwischen Ilmnitz und der Lobdeburg Oberhalb von Lobeda Engstelle oberhalb des Pennickentals Wurzelteppich am Jenzig An der Kunitzburg Ziel: Papiermühle Panorama von Löbstedt aus

Übersichtskarte

Link: https://www.alltrails.com/de/explore/recording/weiss-rot-weiss-rundkurs-um-jena
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1 Kommentar anzeigen
  1. Martin -

    Sehr schöner Bericht!

    Ich fahre die Tour mind. 1 mal im Jahr, allerdings in der anderen Richtung, da ich den Abschnitt Steinkreuz -> Fürstenbrunn für den besten Flowtrail in Jena halte. Im Sommer muss man aber echt aufpassen mit den Wanderern. Zudem koennen hier breite (720+mm) Lenker schnell gefaehrlich werden, wenn man wenig Erfahrung hat. Alternativ kann man diesen Abschnitt auch über Luftschiff und Sommerline umfahren und nach der Lobdeburg wieder einsteigen.

    Im Uhrzeigersinn hat man auch eine entspanntere Auffahrt im Leutratal und kann dann schön vom Cospoth das Kleinertal runterheizen :) Die Abfahrt vom Schottplatz zur Papiermühle ist insbesondere für Endurofans sehr reizvoll, da hier ein paar schöne Wellen mit Potenzial fuer 4-5m Sprünge aufwarten.

    Danke nochmal für den coolen Bericht und die Werbung für die Region!

    Sportliche Grüße,
    Martin

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