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Das Ego ist ein mieser Verräter

Das Ego ist ein mieser Verräter
Das Ego ist ein mieser Verräter

Jeder Mensch verfügt über ein mehr oder weniger ausgeprägtes Ego. Es ist Teil unserer Persönlichkeit und nimmt unweigerlich Einfluss auf unsere äußere Wahrnehmung sowie unser inneres Wohlbefinden.

Insbesonders Manager und Führungskräfte der oberen Leitungsebene laufen Gefahr, im Verlauf ihrer Karriere an einem zu großen Ego zu leiden. Vordergründig äußert sich das in einem übersteigerten Selbstbewusstsein. Dahinter verbirgt sich nicht selten Angst. Angst davor Fehler zu machen oder gar zu versagen. Viele Führungskräfte verlieren mit der Zeit zudem die Fähigkeit, fremde Perspektiven einzunehmen und andere Meinungen zu akzeptieren. Das jeweilige Umfeld, der immer größere Erfolgsdruck und der Verlust ehrlicher Rückmeldungen können diesen Prozess verstärken.

Angstkultur und elitäre Zirkel

Nehmen wir als Beispiel die Abgasaffäre eines großen Automobilherstellers. Die unrealistischen Vorgaben einzelner Manager gepaart mit dem Erbe einer patriarchalischen Unternehmenskultur haben dazu beigetragen, dass ein Weltkonzern an den Rand seiner wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit geraten ist. Mitarbeiter berichteten von einer regelrechten Angstkultur und brachen ihr Schweigen bezeichnenderweise erst nachdem die jeweiligen Führungskräfte ihrer Posten enthoben worden.

Dieses Beispiel skizziert überdeutlich die Auswirkungen abgeschotteter Führungszirkel auf Menschen in Machtpositionen. Viele Führungskräfte leben in einer Art Filterblase, in der ehrliches Feedback Mangelware ist und politische Machtspiele zum Alltag gehören. So ein Umfeld befördert den Erfolg egozentrischer Persönlichkeitsstrukturen und sorgt für eine gefährliche Monokultur in Führungsetagen. Die Sorgen und Probleme der Mitarbeiter oder nachhaltige Geschäftsentscheidungen verkommen dabei leicht zu abstrakten Kennzahlen. Hermann Arnold beschrieb das treffend mit den Worten „Macht über längere Zeit korrumpiert immer, entweder dich selbst oder dein Umfeld.“

Einsame Managemententscheidungen werden zum Auslaufmodell

Innovative StartUps mit ihren oftmals disruptiven Geschäftsmodellen, flachen Hierarchien und agilen Arbeitsmethoden beweisen unverkennbar, dass neue Formen der Zusammenarbeit sehr gut funktionieren. Ökonomischer Erfolg ist in Zeiten zunehmender Komplexität, kürzerer Produktionszyklen und hohem Innovationsbedarf durch ein Festhalten an machtzentrierten Steuerungsmechanismen gefährdet.

Schlagworte wie Führung 4.0 oder Arbeit 4.0 gehören zu den Buzzwords dieser Tage. Wichtiger als das Verbreiten griffiger Schlagworte oder das öffentlichkeitswirksame Einführen von Duz-Genehmigungen, ist das ehrliche Hinterfragen gelebter Standards. Organisationsstrukturen, die auf Macht, Bonuszahlungen und Intransparenz basieren, werden weiterhin die altbekannten egoistischen Reflexe fördern. Führung in modernen Zeiten sollte demgegenüber kein Privileg sondern eine Dienstleistung sein, die dem nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens und seiner Mitarbeiter verpflichtet ist.

Den Wandel aktiv gestalten

Natürlich wäre es naiv zu glauben, dass sich diese Einsicht in allen Bereichen durchsetzt oder es zukünftig keine Branchen oder Unternehmen mehr gäbe, die mit tradierten Managementmethoden nicht auch erfolgreich sein können. Auch wird es weiterhin Menschen geben, die nach Macht und Einfluss streben und ihr persönliches Wohl weit über dem anderer Menschen verorten. Aber sie werden es zunehmend schwerer haben und weniger Wirkungsstätten finden. Das allein schon kann die gefährliche Dynamik der vergangenen Jahrzehnte umkehren.

Führungskräfte, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, treiben diesen Wandel aktiv voran und werden so zu den Gestaltern und damit auch Profiteuren einer neuen Arbeitswelt. Entscheider können diesen Prozess unterstützen und ihren Mitarbeitern und Führungskräften die Begleitung durch erfahrene Coaches anbieten. Eine Neubetrachtung von Führung und Zusammenarbeit sollte damit beginnen, dass Mitarbeiter nicht weiter als Ressourcen angesehen, sondern wie mündige Partner auf Augenhöhe behandelt werden.

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1 Kommentar anzeigen
  1. -

    Schöner Artikel, der den Finger genau in die Wunde hält.

    Wo ich allerdings nicht mitgehe ist, dass Führungskräfte/Manager ein starkes Selbstbewusstsein haben aber eigentlich nur Angst vor Fehlern verdecken wollen. Wenn ich mir meiner "Selbst" bewusst bin, muss ich ja nix überspielen. Dann wäre es ja eher eine Fassade, die sie aufbauen.

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